Human Brain Project: Mit neuen Technologieplattformen der Kognition auf der Spur

Das Human Brain Project hat Prototypen seiner Technologieplattformen für die Wissenschaftswelt freigegeben. Diese sollen die Forschung in den Bereichen Neurowissenschaften, Medizin und Informatik vorantreiben.

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Human Brain Project: Mit neuen Technologieplattformen der Kognition auf der Spur
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"Integriertes Verständnis der Gehirnstrukturen und Gehirnfunktionen durch die Entwicklung und Nutzung neuartiger Informations- und Kommunikationstechnologien": Das Human Brain Project (HBP) ist der Funktion des menschlichen Gehirns (und der Gehirne anderer Spezies) auf der Spur.

Am gestrigen Mittwoch hat das HBP einen wichtigen Meilenstein erreicht. Seine sechs Technologieplattformen für die Bereiche Neuroinformatik, Gehirnsimulation, "High Performance Analytics & Computing Platform", Medizinische Informatik, Neuromorphes Computing und Neurorobotik sind fertig und stehen der Forscherwelt zur Benutzung offen.

Mit der Freigabe dieser Plattformen will das HBP auch Forschern, die nicht Mitglied des HBP-Konsortiums sind, über ein zentrales Web-Portal einen Zugriff auf die Werkzeuge ermöglichen. Dort können Wissenschaftler über eine Browser-Oberfläche Experimente starten und auswerten. Gemeinsam mit den Nutzern will man die sehr spezifische Hardware, die Bedienoberflächen und Software-Werkzeuge künftig weiterentwickeln.

Das Human Brain Project ist ein 2013 gestartetes, auf zehn Jahre angelegtes und von der EU gefördertes Forschungsprojekt. Zum HBP-Konsortium gehören mehr als hundert Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus 24 Ländern. In Deutschland beteiligen sich unter anderem die RWTH Aachen, die TU Dresden, die Uni Heidelnerg, die TU München, SAP und das Karlsruher Institut für Technologie an dem Projekt.

Ein solcher Wafer des Heidelberger Systems beherbergt 200.000 Neuronen.

Wichtige Komponenten der Technologieplattformen sind zwei neuromorphe Computersysteme mit den Standorten Manchester und Heidelberg, die es so kein zweites Mal gibt. In Manchester steht ein auf dem sogenannten SpiNNaker-Projekt basierendes System. Darin verrichten 500.000 Prozessoren mit je 18 ARM-Kernen ihre Arbeit. Mit jedem Chip lassen sich bis zu 16.000 Neuronen und 8 Millionen Synapsen simulieren.

Das in Heidelberg beheimatete System setzt statt auf klassische Prozessoren auf ein Computing-Modell, das sich wesentlich enger an Gehirnen orientiert. Dort verrichten 20 in 180 nm-Technik hergestellte Silizium-Wafer ihren Dienst. Auf jedem dieser befinden sich rund 200.000 künstliche Neuronen und etwa 50 Millionen Synapsen. (jo)